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E1'-I-Tour 3: Riviera di Levante

typisch Cinque Terre: malerische Orte, steile Hänge, Landschaftsterrasse, Sonne und Meer
typisch Cinque Terre: malerische Orte, steile Hänge, Landschaftsterrasse, Sonne und Meer

costa mediterranea

Von Genua nach Pietrasanta entlang der Mittelmeerküste

9 Etappen, 200 km | 17.-27.3.22 | E1 Tag 167 - 175


Die offizielle E1-Route führt durch den Ligurischen Apennin. Parallel zur Mittelmeerküste geht es entlang einsamer Wege auf 800-1200 Höhenmetern. Die Bergregion leidet seit Jahren unter Landflucht, deshalb wird die Versorgung und auch die Möglichkeiten zum Übernachten wohl nicht so einfach sein. Ich bin im zeitigen Frühjahr unterwegs und vermute, dass die Wege über die Höhen schwierig sein werden. Ich entscheide mich deshalb, dem E1 diesmal nicht zu folgen, wähle stattdessen das Wandern auf Meereshöhenniveau, wo es ganzjährig möglich ist. Allerdings sollte man vor Ostern unterwegs sein, denn danach verstopfen die Touristenströme diese wunderschöne Gegend.

blau: meine geplante E1' Route; gelb: E1-Orginalroute.
blau: meine geplante E1' Route; gelb: E1-Orginalroute.

Die Tour E1'-I-3

Der Küstenabschnitt von Genua nach La Spezia wird "Riviera di Levante" ("Ufer, an dem die Sonne aufgeht") genannt. Das klingt vielversprechend. Entlang der rauhen Küste reihen sich kleine Urlaubsorte, die Schönsten liegen in der  Region der berühmten Cinque Terre - seit 1997 UNESCO-Weltkulturerbe. 

die gewanderte Tour [E1'-I-3]: von Genua nach Pietrasanta

Genua

Genua - an der Piazza Principe geht es los
Genua - an der Piazza Principe geht es los

Der Einstieg in die Tour ist der Bahnhof "Genova Piazza Principe", an dem die Züge aus dem Norden eintreffen. Hier auszusteigen, um durch die Halbmillionenstadt zu schlendern, lohnt sich auf alle Fälle, entweder durch die engen, alten Gassen der Altstadt oder, so mache ich es, am Hafen entlang, der in den 1990ern grundlegend umgestaltet wurde. Wirklich schön ist er nicht geworden, aber es gibt doch Sehenswertes - wie das Aquarium oder das Bigo. Genua ist lebhaft und mir zu quirlig; es zieht mich weiter. Im Vorort Nervi hat man die Großstadt dann hinter sich und bekommt im Hafen eine vage Vorstellung von der Schönheit, die die nächsten Tagen verheißen.

Nervi
Nervi

Das Vorspiel

Camogli, Santa Magaritha Ligure, Rapallo, Chiavari, Sestri Levante, so lauten die Namen der klassischen Urlaubsorte, die einen schon verzücken können. Hübsch sind sie, verfügen über sehenswerte Kirchen, nette Eisdielen und Caffetterias, so dass es eine Freude ist, die Orte zu durchwandern. Wenn, ja wenn da nicht die Berge wären, die zwischen den Tälern liegen. Es sind einige Höhenmeter zu überwinden, aber die Sicht von oben über die Orte, das Mittelmeer und die Berge ist grandios.

Zwischen Sestri Levante und Levanto wird die Natur schroffer und die Orte Moneglia, FramuraBonassola und Levanto sind noch ein wenig pittoresker. Es ist eine Wonne, hier entlang zu wandern, Höhenmeter muss man allerdings weiter in Kauf nehmen. Wie sonst sollte man auch die zahlreichen überwältigenden Fernblicke zu sehen bekommen? Ohne Fleiß - kein Preis! Deiva Marina und Riva Trigosa (Werft) dagegen sind von geringem Interesse, durch muss man aber auch durch diese zwei Orte.

Ciclopedonale Maremonti

Diesen Abschnitt sollte man nicht auslassen, auch wenn mein Reiseführer meint, der Tunnel sei nicht so spannend. Ich empfand es anders. Übersetzen lässt es sich wohl so: Rad- und Fußweg zwischen Meer und Berg. Es ist ein Tunnel, der zwischen Framura und Levanto verläuft. Die Ciclopedonale Maremonti ist gut beleuchtet und doch ein wenig unheimlich. Fuß- und Radweg sind gut voneinander getrennt, Autos dürfen hier nicht fahren. Zwischendurch bieten Durchbrüche fantastische Blicke auf Felsen und Meer. Mittendrin liegt Bonnasola. Wer nicht den ganzen Tunnel gehen mag, kann hier "aus- oder einsteigen". Dann muss man aber zum nächsten Ort wieder über die Berge wandern. Ich bin den Tunnel in seiner ganzen Länge abgelaufen. 6 km sind es.

Cinque Terre

Und nun kommt sie, die Cinque Terre, Höhepunkt dieser Tour. Doch das wissen auch andere Touristen, allen voran US-Bürger, gefolgt von Franzosen, die hier in den bunten Orten herumstromern oder auf den gut gepflegten Höhenwegen die wundervolle Aussicht genießen. Ich habe die Cinque Terre als zwar gut besucht, aber noch erträglich empfunden. Ich war ja im März hier. Ab Ostern bis zum Herbst würde ich diese Region meiden, so schön die Landschaft und die Orte auch sein mögen. Der beliebteste Wanderweg der Cinque Terre zwischen Monterosso und Riomaggiore ist dann sogar gebührenpflichtig!

Cinque Terre bedeutet "Fünf Ortschaften", die sich entlang eines nur zwölf Kilometer langen Küstenstreifens reihen. Monterosso al MareVernazzaCornigliaManarola und Riomaggiore - so heißen die pittoresken, bunten Dörfer, die alle dicht am Meer liegen, früher mehr schlecht als recht von Fischfang und in bescheidenem Umfang von Wein- und Olivenanbau lebten. Dafür wurden jahrhundertelang Terrassen und Trockenmauern angelegt. Nur 10% der Terrassenflächen werden heute noch landwirtschaftlich genutzt, der Rest verfällt zunehmend. So wird es der Gegend in Zukunft wohl öfters so gehen wie 2011, als Monterosso und Vernazza unter meterhohem Schlamm versanken, weil sich gewaltige Erdmassen nach Starkregen aus den terrassierten Steilhängen oberhalb der Dörfer lösten. Ein Jahr später waren die Dörfer und Wanderwege wieder hergerichtet - der Tourismus macht so etwas möglich. Doch die Via dell' Amore, die Corniglia und Manarola über einen 1km langen Küstenweg verbindet, ist immer noch gesperrt, weil von Erdrutschen nachhaltig geschädigt. Also muss man wieder die steilen Hänge hinauf - oder nimmt ausnahmsweise einmal den Zug. Ich machte es so...

1874 war für die Cinque Terre eine Zeitwende: die Eisenbahnstrecke zwischen Genua und La Spezia wurde gebaut. Jeder der fünf Dörfer erhielt einen eigenen Bahnhof, die Schienen führen meisten durch Tunnel. Das bis dahin ärmliche Leben der Dorfbewohner änderte sich radikal; heute geht man in den mit einer Zugfahrt schnell erreichbaren Städten Genua oder La Spezia zur Arbeit oder lebt vor Ort vom Tourismus.

La Spezia

Am östlichen Ende der Riviera di Levante liegt La Spezia, einst ein hässliches Entlein, immer im Schatten von Genua, Industrie- und Hafenstadt. Doch die Stadt hat sich gemausert, bietet heutzutage gute Einkaufsmöglichkeiten, hat ein gutes gastronomisches Angebot, eine fast autofreie Innenstadt.

Ich fand, La Spezia sei der ideale Ausgangspunkt meiner Wanderetappen. Ich suchte mir dort ein Apartment und entschied mich für <REAL ROOMS LA SPEZIA>. Preislich attraktiv und dicht am Bahnhof gelegen. Ideal für meine Zwecke. Es war eine gute Entscheidung. Kulinarisch ließ ich die italienischen Köstlichkeiten links liegen und steuerte jeden Abend aufs Neue I-Sushi an - ein Sushi-Restaurant am Ende der Haupt-Einkaufsstraße Via del Prione, wo ich mich sehr wohl fühlte. Neben leckerem Fisch in verschiedenen Variationen genoss ich dort das schnelle WiFi, um in gemütlicher Atmosphäre die täglichen Berichte meiner kleinen Wanderabenteuer auf FindPenguins zu verfassen. 

Versilia

Nachdem die industriell geprägten Ausläufer der großen Stadt La Spezia durchquert sind, geht es durch den Parco di Montemarcello Magra, einem hügeligen Territorium. Ich streife es nur, weil ich schnell über das Ufer des <Magra> möchte. Der Flusslauf trennt die Riviera di Ligure von Massa-Carrara, einer Provinz der Toskana, durch die es nun weiter gehen soll. Ist man erst einmal über die nervige Brücke der Via Aurellia Sud, wo es Fußgänger auf der Passage schwer haben, verändert sich das Landschaftsbild; es wird flacher. Nun ist man in der Versilia, einem 30 Kilometer langen Küstenabschnitt, zwischen Ligurischem Meer und Apuanischen Alpen gelegen. Die Mittelmeerküste mit ihren kilometerlangen Sandstränden wird im Sommer gerne von italienischen und internationalen Badegästen besucht. Am Fuße der Apuanischen Alpen liegt Carrara, wo in gigantischen Steinbrüchen der berühmte weiße Marmor aus dem Fels gebrochen wird. Ein Stück weiter erstreckt sich Massa von der Küste bis zum Gebirge über die gesamte Ebene; mitten drin ein Dom und auf den Höhen eine ansehnliche Burg.

Via Francigena

Bei Carrara stoße ich auf die "Via Francigena", dem populären Pilgerweg, der von Großbritannien über Frankreich und die Schweiz durch Italien nach Rom führt. Seiner Route folgte ich einige Kilometer, bis in Pietrasanta diese Tour endet. Geplant war noch ein Stück weiter, Lucca war das angestrebte Ziel. Doch die Zeit reichte nicht bis dorthin. Es waren einfach zu viele Höhenmeter zu überwinden. Mag auch sein, dass ich ein wenig gebummelt habe, weil es so viel Interessantes zu entdecken gab.


Wandertagebuch



Wanderbericht E1'-I-3  (online)
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Links

Christoph HenningCinque Terre (Das Buch dazu kann ich sehr empfehlen: Cinque Terre - Ligurische Küste)

Zur Route des E1: HIKING EUROPE: Italien - Ligurien und Emilia-Romagna und Toskana


Wandern auf dem E1

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