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E1'-I-Tour 4: Via Francigena I

Auf Sigerichs Spuren

Von Pietrasanta nach Siena auf der Via Francigena durch die Toskana

8 Etappen + 5 Stadterkundungen 

 E1 Tag 185 - 193 | 175 E1'-km | 7.-21.11.22

Diese Tour durch die Toskana folgt der Route der Via Francigena.

Den Wegmarken dieses Pilgerweges bin ich bereits auf meiner letzten Tour durch Italien östlich von La Spezia begegnet.


In den Regionen Emilia-Romagna und Toskana folgt die Route des E1 der Grande Escursione Appenninica (GEA), einem rund vierhundert Kilometer langen Fernwanderweg, der überwiegend durch den Apennin führt. Komfortabler ist, eine Route durch die südwestlich gelegene Toskana zu wählen. Statt der sechzehn Etappen über Berge und durch Täler sind es auf dem Pilgerweg nur derer Acht, die auf leichten Wegen durch pittoresk hügelige Gegenden mit den für die Toskana typischen Landschaften voller Pinien, Zypressen, Olivenbäumen und Weinstöcken verlaufen. 

blau: meine geplante E1' Route (8 Etappen); gelb: E1-Orginalroute (15 Etappen)
blau: meine geplante E1' Route (8 Etappen); gelb: E1-Orginalroute (15 Etappen)

Die Tour


Einige Erläuterungen zur Via Francigena

Beschäftigt man sich mit der Via Francigena, stellt man fest, dass es den Einen Weg gar nicht gibt.
Beschäftigt man sich mit der Via Francigena, stellt man fest, dass es den Einen Weg gar nicht gibt.

"Viele Wege führen nach Rom", sagt ein bekanntes Sprichwort. Ursprünglich hieß es sogar: "Alle Wege führen nach Rom". Aber da war die Welt noch kleiner.

Allerdings - der E1 gehört nicht zu diesen Wegen - er führt aus mir nicht bekannten Gründen weit an Rom vorbei. Aber andere Wanderwege führen direkt in die Vatikanstadt. Der Franziskusweg zum Beispiel oder der Benediktweg. Und eben auch die Via Francigena, die ich für mein weiteres Fortkommen gen Süden wählte. 

Schon weit vor Christi Geburt wurde der Weg von Händlern und Heeren genutzt. Erste Pilger wurden um 313 n. Chr. auf ihrem Weg nach Rom zu den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus gesichtet. Vor etwa Tausend Jahren tauchte dann die Bezeichnung „Via Francigena“ auf, was zu deutsch schlicht der "Frankenweg" bedeutet und damit nur auf das Gebiet, aus dem die Reisenden stammten, hinwies. Synonym wurde der Weg auch "Via Romea" genannt, was auf das Ziel deutet.

Von einigen Pilgern liegen Reiseberichte vor, aus denen die Aufzeichnung des Erzbischofs Sigerich heraus ragt. Er reiste 990 n.Chr. von Canterbury (England) nach Rom, um vom Papst die Insignien seiner Ernennung zum Erzbischof zu erhalten. Auf seinem Rückweg, für den er 80 Tage brauchte, ließ er einen detaillierten Reiseberichte verfassen. Auf dieser Basis wurde, als der Run auf die klassischen Jakobswege in den 1990er Jahren begann, auch die Via Francigena neu belebt. Wie bei Sigerich beschrieben, startet der Pilgerweg in Großbritannien, folgt der Route des Sigerichs durch Frankreich, die Schweiz und Italien, um schließlich in Rom zu enden. 1.600km ist die Route insgesamt lang.


Die Orte, die an der Via Francigena liegen, wurden durch die Durchreisenden wohlhabend. Es sind bekannte Namen darunter. Für einige habe ich mir neben der Wanderung Zeit genommen:

Lucca

Lucca ist mit mehr als 90.000 Einwohnern die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der Toskana. Im 13. und 14. Jahrhundert zählte Lucca zu den einflussreichsten europäischen Städten. Noch heute nennt man sie "Die Stadt der hundert Kirchen". Große Plätze, romanische Kirchen und mittelalterliche Türme zeugen von der einstigen Bedeutung der Stadt. Die 1645 fertiggestellte Befestigungsanlage gibt es noch heute. Sie wurde nie zur Verteidigung benötigt, bewahrte Lucca aber vor einem Hochwasser im Jahr 1812. Kurz darauf wurde auf der Mauer eine Promenade errichtet und die Bastionen und Außenbereiche begrünt. So wurde die Anlage zu einem beliebten Areal für Sport und Veranstaltungen. Vier Kilometer Fussmarsch sind es, um einmal auf der Stadtmauer um die Stadt herum zu promenieren. Mich hat sie schwer begeistert.


San Gimignano

San Gimignano wird die „Stadt der Türme“ genannt. Die durch San Gimignano ziehenden Händler und Pilger machten die Stadt reich; die Geschlechtertürme, die damals in den Himmel wuchsen, zeugen davon. Als die Frankenstraße im Spätmittelalter allmählich an Bedeutung verlor, weil der Handel die bequemeren Wege durch die weitgehend trockengelegten Sümpfe der Ebenen vorzog, verarmte die Stadt, die zuvor Gesetze gegen übertriebenen Luxus erlassen musste. Der historische Stadtkern ist seit dem Jahr 1990 Teil des Weltkulturerbes der UNESCO.

Mir hat es gut gefallen, einfach so durch die Gassen zu schlendern. Den als einzigen für Touristen noch zu besteigende Turm, der Torre Grosse, sollte man nicht auslassen. Auf dem Weg nach oben begleitete mich ein Video, das die Geschichte der einst 72 Türme unterhaltsam und gut gemacht aufzeigt. 15 Türme sind noch übrig. Kein einziger von ihnen machte je Sinn. Im Mittelalter versuchten die wohlhabenden Patrizierfamilien, sich in der Höhe ihres Geschlechterturmes einfach nur zu übertreffen. Das kommt einem doch irgendwie bekannt vor...

San Gimignano gehört zu einem begehrten Ziel für Touristen. Auch noch im November waren ab der Mittagszeit die Besucherströme beträchtlich. Dabei war es nicht einmal Wochenende.


Siena

Siena gilt als eine der schönsten Städte der Toskana. Die Stadt hat sich den mittelalterlichen Charakter der italienischen Gotik erhalten. Inmitten der Stadt steht ein prächtiger Dom. Zahlreiche andere Kirchen und viele Plätze laden zum Besichtigen und Verweilen ein. Die historische Altstadt gehört seit 1995 zum UNESCO-Welterbe.

Viele, viele Touristen sind - vermutlich jeden Tag - in der Stadt, um sich die zahlreichen Sehenswürdigkeiten anzusehen. Es ist auch alles sehr prächtig. Der Dom allerdings war für mich kein geeigneter Platz, um diese Tour zu beschließen. Zu groß, zu voll. Meinen persönlichen Lieblingsort fand ich in der kleinen Kirche Santa Petronilla außerhalb der Stadtmauern. Stille herrschte, als ich am Ende meines Stadtrundgangs noch einmal eintrat. Es dämmerte bereits, das Kirchenschiff lag schon im Dunkeln, kein Licht brannte. Nur die bunten Glasfenster, durch die die letzten Lichtstrahlen drangen, leuchteten. Herrlich! Ein würdiger Ort für einen Abschied - oder Anfang, je nach dem.



Wandertagebuch

Wanderbericht (PDF, 20 MB)
Wanderbericht (PDF, 20 MB)
Wanderbericht E1'-I-4  (online)
Wanderbericht E1'-I-4 (online)


Ablauf

Die Bahnverbindungen sind so günstig, so dass es sich für diese Tour anbot, teils einen festen Standort als Ausgangspunkt zu wählen.

Anreise: Mo. 7.11. | Hamburg ✈ Florenz 🚄 Lucca

Abreise: 21.11. | Florenz ✈ Hamburg

Übernachtungen: 8x Lucca, 2x San Gimignano, 1x  Strove), 2x Siena, 1x Florenz 

 

Etappen (9)

E1'-185 🇮🇹 ⛪VF: [Pietrasanta > Bozzano], 26 km 

E1'-186 🇮🇹 ⛪VF: [Bozzano > Lucca], 20 km

E1'-187 🇮🇹 ⛪VF [Lucca > Altopascio], 20 km

E1'-188 🇮🇹 ⛪VF [Altopascio > S.Miniato - Fucecchio], 25 km

E1'-189 🇮🇹 ⛪VF [San Miniato-Fucecchio > Castelfiorentino], 25 km

E1'-190 🇮🇹 ⛪VF [Castelfiorentino >  San Gimignano], 22 km

E1'-191 🇮🇹 ⛪VF [San Gimignano > Strove], 22 km

E1'-192 🇮🇹 ⛪VF [Strove > Siena], 24 km

E1' 193- 🇮🇹 ⛪VF [Siena, Stadt], 9 km

 

Stadtbesichtigungen:

E1'-🇮🇹 ⛪VF: [Pisa]

E1'-🇮🇹 ⛪VF: [la mura di lucca]

E1'-🇮🇹 ⛪VF: [Lucca; chiese e piazze]

E1'-🇮🇹 ⛪VF [San Gimignano, città delle torri]

E1'- 🇮🇹 ⛪VF [troppo affollato a firenze]

 


Packliste E1-I1, für Flug nach Mailand optimiert
Packliste

Links

Christoph Henning, Pilgerweg: Via Francigena

Zur Route des E1: HIKING EUROPE: Italien - Emilia-Romagna und Toskana


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