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GPS Navigation (Software)

Jahrelang kam ich mit meiner Navigationssoftware wunderbar zurecht. Planen - und los. Mehr braucht es nicht - dachte ich bisher.

Doch bald wird vieles anders sein, denn ich will ja zum Nordkapp wandern. Und dort oben braucht es gute Karten, sonst geht man eventuell verloren.

Komoot ist DIE Software für meine Wandertouren. Weil das Handling so intuitiv und einfach ist, komme ich seit Jahren bestens mit Komoot zurecht und freue mich, dass sowohl die Weboberfläche als auch die Smartphone-App von der ostdeutschen Firma beständig weiterentwickelt wird. Ich schätze den Community-Gedanken, freue mich über Follower, Likes und Kommentare, mag es, neue Highlights zu finden und sie meiner Komoot-Community mitzuteilen. Was ich 2015 einmal über Komoot schrieb, gilt eigentlich noch immer: Tourplanung mit Komoot

Nur jetzt soll es bald hoch in den Norden nach Schweden gehen. Reicht dafür noch Komoot?


Kartenausschnitt Komoot: hoch im Norden ist wenig zu sehen
Kartenausschnitt Komoot: hoch im Norden ist wenig zu sehen

Während meiner E1-Routenplanung bemerkte ich, dass die topografischen Informationen auf der Komoot-Karte immer spärlicher werden, je weiter nördlich man plant. Die Befürchtung keimte auf, ob ich mich hoch im Norden noch gefahrlos den Karten von Komoot anvertrauen kann. Irgendwann verneinte ich es und begann, mich nach alternativem Kartenmaterial für mein neues Android-Smartphone CAT S31 umzuschauen, denn Komoot bietet ja leider nur seine eigenen Karten an.

Ich lernte schnell, das der GPS-Softwaremarkt neben Komoot für Android Smartphones einiges zu bieten hat. Da gibt es zum Beispiel

Mein besonderes Interesse fanden Back Country Navigator und Locus Maps. Beide Apps habe ich in der Vollversion auf meinem Smartphone getestet.


Back Country Navigator (BCN)

Kartenausschnitt (Statkart Topo 4 (Norway)) von Back Country Navigator
Kartenausschnitt (Statkart Topo 4 (Norway)) von Back Country Navigator

Ich vermute, diese GPS-Software ist in unserem Sprachraum wenig bekannt, denn deutschsprachigen Testberichte fand ich nicht. Die Benutzeroberfläche gibt es nur auf Englisch.

Das Web- und Mobile-Software-Unternehmen CritterMap Software ist in der Nähe Vancouvers ansässig. BNC gibt es seit 2010, ist im Google-Play Store zu finden, hat mehr als 1 Mio. Downloads. Es gibt eine brauchbare kostenlose Version, die Vollversion ist für unter 10€ zu haben.

Auf BCN aufmerksam wurde ich durch den Hamburger Wanderjung, der als triple crowner die Software schon lange nutzt  Nach eigenen Aussagen ist er zufrieden mit der App. Da ich in Skandinavien sozusagen seinen Fußstapfen folgen werde, müsste die Software doch auch für meine Zwecke gut sein, oder? So probierte ich die App aus.

 

Die Software ist gut und einfach konzipiert:

  • Es stehen mehrere Karten zur Auswahl (Map-Sources). Für meine Zwecke passt für Schweden die 4UMap Free European Topographic Map, in Norwegen Statkart Topo 4 (Norway). Die Karten stehen online zur Verfügung. Um diese unterwegs nutzen zu können, können sie entlang einer Route für die Offline-Benutzung auf das Smartphone geladen werden. Dabei kamen bei mir 500MB Daten zusammen, insgesamt belegt die Vollversion knapp 2GB des Speichers. Es ist möglich, die Daten auf eine Smartcard zu speichern, doch es wird nicht empfohlen.
  • Die Tracks hatte ich bereits in Komoot geplant. Als GPX-Datei aus Komoot exportiert, gelang der Import nach BCN problemfrei. Die Abschnitte der gesamten Tour können gleichzeitig angezeigt werden, die Tracks dafür unterschiedlich eingefärbt werden. Komoot dagegen kann immer nur eine Route zeigen - und nur als blaue Linie.
  • Komoot kann leider auch keine Wegpunkte exportieren und so musste ich alle Waypoints für Unterkünfte und Einkaufsmöglichkeiten noch einmal setzen. Doch das übt. Hätte ich die Wegpunkte als GPX-Daten zur Verfügung gehabt, hätte ich auch diese importieren können. Als Wegpunktelemente stehen Symbol, Koordinate, Beschreibung, Notiz, Foto und Audiodatei zur Verfügung. Alles, was nützt, ist vorhanden.

Fazit:

Als verwöhnter Komoot-Nutzer musste ich erst einmal begreifen, wie BCN funktioniert. Nachdem ich die passenden Karten gefunden hatte, wuchs meine Begeisterung schnell, denn die Benutzung der App ist einfach und der Funktionsumfang auf das Notwendige begrenzt.  

Die App ist das Richtige für Minimalisten und hat alles, was ich für meine Wanderung durch Skandinavien an Navigation brauche.

Locus Maps

Kartenausschnitt (Statkart.No) in Locus Maps
Kartenausschnitt (Statkart.No) in Locus Maps

Die Locus Maps App wurde ab 2009 von der tschechischen Firma Asamm Software entwickelt. Es sind mehr als 2.5 Mio Installationen registriert, die meisten davon in Deutschland. Es gibt eine Free- und eine Vollversion. Sie wird von Wanderern, Radfahrern und Geocachern genutzt, aber auch von Profis (unter anderem OSM-Datensammlern). Die Weiterentwicklung erfolgt unter Mitwirkung der Nutzer und ist teilweise auf Crowd-Sourcing angewiesen. Das merkt man dem Funktionsumfang an, er ist um einiges größer als bei BCN.

Doch das Grundkonzept ist gleich:

  • Es stehen viele Karten kostenlos oder kostenpflichtig zur Verfügung. Einige sind online nutzbar, andere sind gegen Gebühr aus dem Locus-Store, wieder andere über externe Quellen zu beziehen. Am Anfang ist es nicht einfach, die richtigen Karten zu finden. Onlinekarten kann man für die offline-Benutzung ähnlich wie bei BCN herunterladen.
    Ich wurde schließlich bei den externen Quellen fündig: auf der Site von Freizeitkarte-OSM fand ich sehr brauchbare Karten, die ich als offline-Karten herunter laden konnte. Dazu noch das Design <fzk-outdoor-contrast-locus> geladen - und die Karte ist perfekt! Die Karten sind auf der Smartcard speicherbar. Die Freizeitkarten nehmen mehr als 3GB Platz in Anspruch, die Softwae selbst benötigt 620MB internen Speicher. Für Norwegen reicht die Freizeitkarte allerdings nicht, da fand ich aber die online Karte von Statkart.No, die im Locus Online-Fundus verfügbar ist und ihrem Pendent bei BCN entspricht. Die Karte stammt von Norgeskart, einer norwegischen Kartenfirma, hat einen hohen Detaillierungsgrad, muss aber für die Offlineverwendung wie bei BCN kachelweise herunter geladen werden. Das kann dauern.
  • Wie bei BCN konnte ich für Locus Maps die Tracks aus Komoot problemlos importieren, für die Track- Visualisierung stehen aber mehr Optionen bereit.
  • Wegpunkte für Unterkünfte und Einkaufsmöglichkeiten habe ich auch für Locus Pro noch einmal definiert, weil diese aus BCN leider nicht exportierbar sind. Locus Maps kann das. Es stehen ähnliche Wegpunktelemente wie bei BCN zur Verfügung. Bei Locus Maps kann ein Bild als Wegmarkensymbol dienen, was ich sehr praktisch finde, denn so erkennt man schon auf der Karte, wie der Waypoint ausschaut, auf den man zusteuert.

Über ein Planungsstool verfügt auch Locus Pro auch, das einfach zu bedienen ist. Für die Routenplanung muss man allerdings online sein. Vermutlich werde ich aber die Planung weiter mit Komoot zu Hause am Browser auf einem großen Bildschirm machen, wenn ich nicht externen Quellen (GPX-Datei) importiere. Aber gut zu wissen, das es mit Locus Maps auch geht.

 

Fazit:

Alles, was BCN kann, kann Locus Pro auch. Und mehr. Doch man muss bereits sein, sich mit der Kartensuche zu befassen und den größeren Funktionsumfang und die vielen Einstellungsmöglichkeiten nutzen zu wollen. Nach einer Eingewöhnungsphase macht das Tool richtig viel Spaß, bringt mehr Nutzen und gibt mehr Informationen als BCN.

 

Die App ist das Richtige nicht nur für Minimalisten - aber auch für diese. Und für mich.

Akku-Verbrauch

Sowohl BCN als auch Locus Maps verbrauchen während der Wanderung weniger Akkustrom als Komoot. Verzichtet man während der Wanderung auf das Tracken der Tour, braucht man das stromfressende GPS seltener und reduziert den Stromverbrauch auf ein Minimum. 

Mein neues CAT S31 muss erst nach drei bis vier Wandertagen an eine Steckdose oder Powerbank, wenn ich nur die Navigationssoftware benutze und ansonsten offline bin.

Das Tracken überlasse ich seit geraumer Zeit meiner Garmin Forerunner 235, die ich mir einmal für's Joggen gekauft habe. Die Sportuhr hält einen langen Wandertag gut durch, trackt die zurück gelegte Strecke zuverlässig und genau. Nach der Tour ist der kleine Akku - an eine Powerbank gestöpselt - schnell wieder voll. Hat das Smartphone eine Internet-Verbindung, wird zwischen Smartphone und Uhr eine Bluetooth-Verbindung hergestellt, der aufgezeichnete Track wird automatisch via Garmin-Connect in das Garmin Portal übertragen und von dort gleich weiter in die Komoot-Cloud. Komoot und Garmin Connect habe ich, damit es funktioniert, einmalig miteinander verbunden. Klingt kompliziert, ist aber einfach und funktioniert wunderbar. So steht die gemachte Tour - wie bisher auch - in meiner Komoot Cloud zur Verfügung, die ich natürlich gerne weiter nutzen möchte.

Ein Exkurs: OSM = Open Street Map

Die Karten, die das Fundament meiner Wanderung durch Skandinavien bilden, fußen - mit Ausnahme der Startkart.No -auf Daten des Projektes <OpenStreetMap> (OSM), das - Wikipedia gleich - unter Mitwirkung vieler ehrenamtlicher Sammler topografische Daten zusammenträgt. Ist die Erdkugel in Längen- und Breitengrade eingeteilt, die jeden Punkt der Erde mit einer Koordinate definieren, so ist die OSM-Basiskarte in einer Datenbank mit vielen Bild-Kacheln (Tiles) von 256 × 256 Pixeln gespeichert, die zueinander in einer mehrdimensionalen Vektorbeziehung stehen. Viele Kacheln neben-  und übereinander gelegt ergeben das Bild einer zoomfähigen Vektorkarte. 

Über diese Basis-Karte werden topografische Datenelemente gelegt: Höhenlinien, Geländeinformationen, Strassen und Wege, Häuser, Wälder, Felder, Schutzhütten, Shops und vieles mehr. So entstehen Karten unterschiedlichen Aussehens und Informationsgehaltes, die alle auf derselben Grundlage basieren: OSM.

Hier Beispiele zweier unterschiedlichen Kartenlayouts für den Standort Grövelsjön, Schweden:

Eigentlich braucht man doch nur eine Karte. Doch wenn man in dieses Thema eintaucht, wird schnell klar:

Navigation ist komplex. War es früher schon und ist es heute mit Einführung der elektronischen Karten und Navigationssysteme erst recht.

Weiterführende Erklärungen bekommt man hier.


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